Ein dunkles Kapitel unserer Geschichte tut sich auf, wenn wir die Broschüre
aufschlagen und darin lesen.
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Geschrieben wurde sie von den Schülern des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Bad Düben: Konstanze Behnicke, Nico Fliegner, Marcel Krause, Enrico Schönwitz, Jana Voigt, Sandra Zimmermann - aus dem Jahrgang 1996.
Hierin wird unter anderem der Abschnitt, bzw. eine Teilstrecke dieses furchtbaren Marsches beschrieben, welche auch durch unsere heutigen Ortsteile Durchwehna und Kossa führte.
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Leseprobe aus o.g. Broschüre:
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"5. Kossa- Durchwehna: Eine Station auf dem Todesmarsch
Der Todesmarsch von Neu-Staßfurt, der sein Ende in Annaberg/Erzgebirge fand, ist durch zahlreiche markante Vorfälle gekennzeichnet.
Die kleine Gemeinde Kossa-Durchwehna im heutigen Landkreis Delitzsch, nahe der Kurstadt Bad Düben, war Schauplatz grausamer Vorfälle.
Die Häftlingsstrecke näherte sich am 14. April der Stadt Bad Düben, erreichte das Dorf Wellaune und rastete dort bis zum Mittag. Der Weitertransport eines Teils der Häftlinge erfolgte auf dem LKW bis nach Kossa, der andere Teil marschierte zu Fuß weiter. Am 15. April kamen alle Häftlinge des Transportes wieder vereint in der Gemeinde Kossa an.
Als die Häftlinge Kossa-Durchwehna erreichten, ereignete sich folgendes:
Am Ortseingang von Durchwehna befanden sich größere Holzstapel einer Sägemühle. Ein Häftling, der völlig entkräftet keinen anderen Ausweg mehr sah, sein Leben zu retten, versuchte, sich in einem unbeobachteten Augenblick hinter einem Holzstapel zu verstecken. Aber die SS-Wachleute bemerkten sein Verschwinden. Einige Maschinengewehrschüsse streckten den Mann nieder.
Es war ein trauriger Zug, der sich durch den Ort drängte. Die Einwohner von Kossa-Durchwehna sahen ausgemergelte Gestalten, die sich nur mühsam vorwärts schleppten. In der Mitte des Zuges befanden sich oft die schwächsten Häftlinge, die von hilfsbereiten Kameraden gestützt wurden. Brach ein Häftling zusammen, wurde er mit Kolbenschlägen und Fußtritten vorwärts getrieben.
Einwohner Durchwehnas beobachteten erschüttert, wie Häftlinge völlig erschöpft am Straßenrand zu Boden sanken. Die SS machte kurzen Prozess und erschoss diese Häftlinge.
Eine Zeugin aus dieser Ortschaft sagte anlässlich einer Wallfahrt der französischen Überlebenden dieses Todesmarsches, sie hätte die Todesschüsse gehört und die Leichen gesehen.
Andere Augenzeugen berichten vom elenden Zustand der gefangenen Häftlinge und von der Brutalität der Wachmannschaft.
Bei unseren Recherchen sprachen wir mit einer Augenzeugin, die aber namentlich nicht genannt werden will. Sie bestätigte, dass Häftlinge vor den Augen der Dorfbewohner erschossen wurden.
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Die Überlebenden des Todesmarsches nannten folgende Opfer, die in der Gemeinde Kossa-Durchwehna 1945 kurz vor Kriegsende starben:
Andre Lefevre, Bataillard, Juanno, Chaumeu, Moignet, Sejourliet, Meille, Fisher,
Chemin, Borgnies, Vilmentex, Mutafrian, Moreau, Hurtel und Moerenc.
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Einige Einwohner versuchten, den Häftlingen Wasser zu geben und brachten sich durch ihr hilfsbereites Handeln selbst in Gefahr. Sie wurden von den Wachposten bedroht und in ihre Gehöfte zurückgeschickt.
Die Gefangenen drängte man in Scheunen, wo sie dicht nebeneinander liegen mussten und sich kaum bewegen konnten. Da sie die Scheune nicht verlassen durften, mussten sie ihre "Notdurft" an Ort und Stelle verrichten.
Die Verletzten und Kranken stöhnten vor Schmerzen, die Sterbenden rangen um ihr Leben.
Am anderen Morgen drangen die Wachposten in die Scheune ein, schlugen und stießen die Geschwächten aus der Unterkunft.
Der Todesmarsch nahm seinen Fortgang. Über fünfzig getötete Häftlinge blieben auf dieser Marschetappe auf den Straßen und in der Scheune der Gemeinde Kossa-Durchwehna zurück. Die Einwohner fanden und beerdigten sie. mmm
Einige der getöteten Häftlinge sind namentlich bekannt. Sie stehen stellvertretend für die unzähligen Opfer.
Es gibt keine Entschuldigung für eine solche Barbarei!"
Ende der Leseprobe.
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Die Gemeindeverwaltung Laußig dankt Frau Schwarz sehr herzlich für diese Zuarbeit und Unterstützung.